Foto: Rolf-Dieter Gerken

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(Fotos: Rolf-Dieter Gerken)


Geschätzt etwa 1500 Menschen aller Altersgruppen (von Kindergartenkindern über Jugendliche bis hin zu Senioren), jede Menge farbenfrohe Plakate mit prägnanten Aussagen und ein buntes Meer von Fahnen - so präsentierte sich Bruchsal am Samstagnachmittag, 27.01.2024, vorm Rathaus. Ein breites Bündnis von Parteien, Gewerkschaften, Organisationen und Kirchengemeinden hatte zu dieser Kundgebung eingeladen und jede Menge Menschen aus Bruchsal und Umgebung waren zusammengekommen. Wie in zahlreichen anderen Städten setzte man so am Internationalen Holocaust-Gedenktag unter dem Motto "Demokratie verteidigen. Nie wieder ist jetzt" ein starkes Zeichen.

Die Redner aus Politik und Gesellschaft führten in ihren Kurzbeiträgen aus, dass Demokratie nur dann gelingen kann, wenn Bürgerinnen und Bürger sich aktiv dafür einsetzen. Dekan Lukas Glocker beispielsweise sprach davon, dass unser Planet "ein sensibles Netzwerk ist, das gepflegt und geschützt werden muss" und wie wichtig ist es, dass jeder und jede "die Stimme erhebt gegen die Ausbeutung der Schöpfung",  "gegen Hass und Unterdrückung" und eben "für den Frieden und für Achtung und Respekt vor dem Leben".

Auch Marieluise Gallinat-Schneider, die für die Bruchsaler Arbeitsgemeinschaft Christlicher Gemeinden (ACG) ans Mikrofon trat, betonte: "In Deutschland dürften Hass und Hetze nie wieder Raum haben." Nein zur Ausgrenzung und gemeinsamer Einsatz für ein gutes Miteinander ist für sie schon "aus dem christlichen Menschenbild heraus" eine Selbstverständlichkeit. (Das ganze Statement ist im Anschluss zu finden.)

Und solche Selbstverständlichkeit konnte man an diesem Nachmittag in allen Spielarten sehen: Die zehnjährige Alma hatte extra ein großes Plakat gemalt, Herzen und Regenbogen inklusive. Eine Gruppe Jugendlicher, die sich vor der Stadtkirche trafen, hatte aus Pappkartons und zum Stiel umfunktioniertem Schrubber Plakate gebastelt und sich mit originellen Schriftzügen ein Wettreimen geliefert: "Herz am rechten Fleck statt im rechten Dreck" stand da genauso zu lesen wie "Im Regenbogen gibt's kein Braun" oder "Vielfalt statt Einfalt". Wieder eine andere Demonstrantin zitierte den SPD-Politiker und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt mit seinem Satz "Wir wollen mehr Demokratie wagen".

Alle gemeinsam zeigten so Extremisten und Demokratiefeinden die rote Karte - mit bunten Statements, zahlreichem Erscheinen und friedlichem Miteinander. Zum Abschluss nach anderthalb Stunden tönte dann passenderweise die Europahymne "Freude, schöner Götterfunken" über den Marktplatz und klang nach, als sich die Demonstration allmählich wieder auflöste.

Katharina Werle

Statement zur Kundgebung am 27.01.2024 von Marieluise Gallinat-Schneider

In dieser Woche fand in Bruchsal die christliche Gebetswoche statt. Im vergangenen Jahr haben wir diese Woche am 27.01. mit einem inhaltlichen Gedenken, Berichten zu Familien ausgewählter Stolpersteine und einer kleinen Andacht beendet. Wir wollten der jüdischen Familien aus Bruchsal gedenken, die ihr Leben in Auschwitz verloren.

Wir Katholiken werden unsere neue Pfarrei Edith Stein nennen, nach der Philosophin, Jüdin und Ordensschwester, die ihr Leben in Auschwitz verlor. Wir fühlen uns ihrem Erbe verpflichtet

Immer ist es uns wichtig, bei Gedenktagen die Stimme der Kirche zu erheben. Ich stehe hier als Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft christlicher Gemeinde, als Vertreterin der evangelischen und katholischen Kirchen sowie Freikirchen in Bruchsal.

Wir haben in der zurückliegenden Woche bewusst an anderen Orten als Kirchen und Gemeindezentren für die Menschen hier in der Stadt gebetet, für Politik, Schülerinnen und Schüler, Menschen mit Behinderung, den Wirtschaftsstandort Bruchsal. Wir wollen gemeinsam mit allen, die hier leben und arbeiten ein gutes Miteinander ohne Ausgrenzung. Wir wollen aufmerksam verfolgen, was geschieht und unsere Stimme gegen Missstände erheben. Jesus stand immer auf der Seite der Menschen, weshalb wir in seinem Geist für das Wohl der Stadt einstehen wollen.

Wir freuen uns, hier gemeinsam mit Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Caritas, Diakonie, Lebenshilfe und vielen Bürgerinnen und Bürgern zu dokumentieren, in Deutschland dürfen Hass, Hetze, Rassismus und Ausgrenzung nie wieder Raum haben.

Dieses Jahr nun steht am Ende der Gebetswoche eine Kundgebung an diesem denkwürdigen 27. Januar, einem Tag, der uns verpflichtet, gemeinsam zu zeigen, was Demokratie bedeutet. In Deutschland grassiert ein unsägliches Wort: Remigration. Wir sind aufgefordert aus dem christlichen Menschenbild heraus dazu nein zu sagen, denn wie heißt unser heutiges Motto, nie wieder ist jetzt. Dies wollen wir mit unserer Teilnahme bekräftigen.

Marieluise Gallinat-Schneider