2. Juni 2020
Pfingsten vor ziemlich genau 1990 Jahren - die Geburtsstunde der
christlichen Gemeinde. Jedes Pfingsten ist so ein Geburtstagsfest der
Kirche.
Besonders runde und halbrunde Geburtstage laden ja in besonderer Weise
dazu ein, zurück zu blicken, die aktuelle Situation zu bedenken oder
auch auf die kommenden Jahre zu blicken.
Auch Pfingsten lädt jedes Jahr ein, zu überlegen: Wo stehen wir als
Kirche, als Kirchen? Geben wir Gottes Geist genug Raum, um uns und die
Kirche zu beleben und zu verändern?
Viele Pfingstlieder sind Bitten um das Kommen des Geistes. Auch dieses
Kirchenlied von Johann Spitta aus dem 19. Jahrhundert, das in vielen
Aussagen kaum aktueller sein könnte:
1. O komm, du Geist der Wahrheit,
und kehre bei uns ein,
verbreite Licht und Klarheit,
verbanne Trug und Schein.
Gieß aus dein heilig Feuer,
rühr Herz und Lippen an,
daß jeglicher getreuer
den Herrn bekennen kann.
2. O du, den unser größter
Regent uns zugesagt:
komm zu uns, werter Tröster,
und mach uns unverzagt.
Gib uns in dieser schlaffen
und glaubensarmen Zeit
die scharf geschliffnen Waffen
der ersten Christenheit.
3. Unglaub und Torheit brüsten
sich frecher jetzt als je;
darum mußt du uns rüsten
mit Waffen aus der Höh.
Du mußt uns Kraft verleihen,
Geduld und Glaubenstreu
und mußt uns ganz befreien
von aller Menschenscheu.
4. Es gilt ein frei Geständnis
in dieser unsrer Zeit,
ein offenes Bekenntnis
bei allem Widerstreit,
trotz aller Feinde Toben,
trotz allem Heidentum
zu preisen und zu loben
das Evangelium.
5. In aller Heiden Lande
erschallt dein kräftig Wort,
sie werfen Satans Bande
und ihre Götzen fort;
von allen Seiten kommen
sie in das Reich herein;
ach soll es uns genommen,
für uns verschlossen sein?
6. O wahrlich, wir verdienen
solch strenges Strafgericht;
uns ist das Licht erschienen,
allein wir glauben nicht.
Ach lasset uns gebeugter
um Gottes Gnade flehn,
daß er bei uns den Leuchter
des Wortes lasse stehn.
7. Du Heilger Geist, bereite
ein Pfingstfest nah und fern;
mit deiner Kraft begleite
das Zeugnis von dem Herrn.
O öffne du die Herzen
der Welt und uns den Mund,
daß wir in Freud und Schmerzen
das Heil ihr machen kund.
Text: Philipp Spitta (1827) 1833
Melodie: Lob Gott getrost mit Singen (Nr. 243)
Achim Schowalter