Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ – dieses Lied mit seiner leichten, eingängigen Melodie gehört fest zur Adventszeit. Den Text schrieb Georg Weissel, ein Pfarrer aus Königsberg, vor mehr als 400 Jahren zur Einweihung einer Kirche. Den feierlichen Einzug mit „Macht hoch die Tür“ kann ich mir lebhaft vorstellen.

Weissel greift dazu einen Satz aus dem 24. Psalm auf: „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!“ Der Tempel in Jerusalem wurde eingeweiht und Gott, „der König der Ehre“, sollte darin wohnen.

Von den Türen der Welt geht es im Dreivierteltakt weiter zu den Toren der Stadt: „O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat“. Dieser König bringt „Heil und Leben“, „Freud und Wonn“, Barmherzigkeit und Gnade. Was er im Gepäck hat, ist offensichtlich starkes Gegenmittel zu Angst, Hass, Misstrauen und Unmenschlichkeit.

Noch einmal nimmt Weissel anschließend das biblische Bild vom Tempel auf: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; eur´ Herz zum Tempel zubereit‘.“ „Der König der Ehre“ soll nicht nur äußerlich in Tempel, Kirche, Land und Stadt wohnen, sondern in den Herzen der Menschen.

Es entspricht nun nicht der Art des Königs im Lied, ungefragt irgendwo einzuziehen. Er kommt nur, wenn man ihm öffnet. So endet „Macht hoch die Tür“ mit einem kleinen Gebet fürs eigene Herz:

Komm, o mein Heiland Jesu Christ.
Mein´s Herzens Tür dir offen ist
Ach zieh mit deiner Gnade ein
Dein Freundlichkeit auch uns erschein
Dein Heilger Geist uns führ und leit
Den Weg zur ewgen Seligkeit
Dem Namen dein, o Herr
sei ewig Preis und Ehr.

 Martina Schäufele